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Der rote Traktor & glückliche Kinder

Jeder von uns kennt die Momente, die er sich bewahrt ohne sie jemals zu vergessen. Märchenhafte Erinnerungen von denen ich euch in diesem Beitrag eine schildern möchte. Die bewegende Geschichte vom kleinen roten Traktor und vielen glücklichen Kindern.

Wie alles begann

Alles begann im Jahre 1987. Ich stamme aus der Landwirtschaft und kenne ob dieser Wurzeln viele alte Traktoren. Alte Traktoren sind, nachdem sie ein Leben lang gute Arbeit für ihre Höfe geleistet haben, oft nicht mehr funktionstüchtig oder gar schön anzusehen. Schade eigentlich. So kam bei einem Gespräch mit einem Nachbarn die Idee auf, einen alten Traktor zu finden, und ihn wieder seiner ursprünglichen Nutzung zuzuführen.

Befeuert durch etwas Leichtsinn und einen Hauch Großmannssucht ging es an die Auswahl. Vielleicht aus Angst vor der eigenen Courage oder Selbstschutz fiel meine Wahl auf einen Traktor, der In Deutschland nur wenig im Einsatz gewesen war. Eine Rarität sozusagen, ein Porsche junior Einzylinder mit 14 PS.

Doch meine stille Hoffnung, der Traktor würde nicht gefunden und das Himmelfahrtskommando sich damit erledigen, sollte sich nicht erfüllen. Ein Freund meines Nachbarn war so von unserer Idee begeistert, dass er alles tat und mit zwei provisionssüchtigen Landwirtschaftsstudenten auf die Pirsch ging. Nach ein paar ergebnislosen Wochen erreichte mich die Nachricht, der Traktor sei im Sauerland gefunden und warte auf mich und eine Besichtigung.

Eine lange Reise

Kurzentschlossen fuhr ich also ins Sauerland zur Besichtigung. Da stand er nun, der rote Porsche, auf einem alten Bauernhof und schaute mich regelrecht an. Nach einer kurzen Probefahrt war es um mich geschehen und ich wurde trotz eines stolzen Preises mit den Vermittlern handelseinig. Nach wenigen Tagen kam der rote Traktor auf einem Tieflader bei uns zuhause an.

Wir nannten ihn Max. Max ist Baujahr 1960, der Motor hat 822 ccm und sechs Vorwärtsgänge. Dazu einen Mähbalken (den wir aus Sicherheitsgründen demontierten) und eine inzwischen stillgelegt Hydraulik. Der Lack von Max war zwar nicht ab, aber stumpf und er kleine rote Traktor ein Beleg für das Schicksal so vieler Traktoren, nachdem sie ihr Leben für die Ernte gegeben haben.

Nachdem ich zunächst einen Holzunterstand für Max gebaut hatte, aus dem er immer zu uns in Haus schaute, galt es die dringlichsten Dinge anzugehen. Die überdimensionierten Bremslichter, welche die eifrigen Studenten frevelhafterweise angebracht hatten, um Max als historisch vollständig anzupreisen, wurden demontiert. Des weiteren überarbeiteten wir Motor und Einspritzpumpe und setzten die Bremsanlage instand. Dann endlich erhielt Max den Segen des TÜV und war bereit wieder die Arbeit aufzunehmen. Doch bis Max seiner eigentlichen neuen Bestimmung zugeführt wurde, sollte noch etwas Zeit vergehen. Um genau zu sein: über zwei Jahrzehnte!

Die Renaissance vom roten Traktor

Max fristete sehr lange ein funktionsfähiges und ruhiges, aber leider auch recht ereignisloses und tristes Dasein. Doch eines Tages entdeckte die zwischenzeitlich in Max Nähe entstandene zweite Generation den kleinen roten Traktor. Meine vier Enkel standen mit offenen Mündern vor Max, streichelten ihn und strahlten um die Wette. Sie lauschten dem rhythmischen Klopfen des Einzylinders, während wir unsere ersten Ausflüge mit Max über die Felder zwischen Köln-Rath und Brück starteten. Kuppeln, Schalten, Gas geben, Bremsen – all das erlernten die kleinen Racker mit Max spielend. Und jeder, der uns begegnete, schenkte uns ein Lächeln. Und wenn wir einmal mit den Freunden der Enkel und deutlich überladen aus dem Feld kamen, drückte selbst die Polizei beide Augen zu.

So lernten wir unsere Umgebung auch landwirtschaftlich neu kennen. Welches Getreide ist das? Sind das Kartoffeln oder Rüben? Dazu frische Luft zu jeder Jahreszeit – nur unterschiedlich dick angezogen…herrlich! Na,na,na – Nachhaltiges Nachdenken mit und in der Natur. Da vergessen die Kids sogar Handy und Internet (zumindest für kurze Zeit…;-).

Der rote Traktor und glückliche Kinder

So wurde Max zum Familienmitglied – einfach unbezahlbar für strahlende Kinderaugen. Inzwischen fährt er klein und groß mit Anhänger an Geburtstagen und zu Traktortreffen durch die Felder. Er hat sich selbst neu gefunden, er ist glücklich. Und nach einer Generalüberholung von den Oldtimer Experten der FIRMA BLIERSBACH in Köln, erstrahlt er inzwischen auch in neuem porscherotem Glanz.

Kinderaugen und Max strahlen um die Wette – so soll es bleiben! Oldtimer wie Max sind etwas ganz besonderes und jeder, der beim Rausgehen mal Max oder einem sonstigen Teil fahrender Geschichte, erblickt, wird ganz sicher auch strahlen, wie all die Menschen, denen wir auf unseren Ausfahrten begegnen.

Für weitere strahlende und inspirierende Beiträge, schaut gerne mal in unsere Reihe Flora & Fauna, zum Beispiel die Ausgabe über den ROTDORN.


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